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Mein Kind wird beleidigt. Wie Worte Macht bekommen – und wie Kinder lernen, sich davon nicht bestimmen zu lassen.

Kursraum Das Selbstbewusste Kind,  Mein Kind wird beleidigt

Wie Worte Macht bekommen – und wie Kinder lernen, sich davon nicht bestimmen zu lassen. Ein Erfahrungsbericht aus der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung.

In meiner Arbeit als Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstrainer begegnet mir immer wieder ein Thema, das viele unterschätzen, aber das eine direkte und oft unterschwellige Wirkung auf Kinder hat: Beleidigungen und der Umgang mit verletzenden Worten.

Wie Beleidigungen wahrgenommen werden und welche Wirkung sie entfalten, hängt stark davon ab, aus welchem familiären Umfeld ein Kind stammt. In manchen Familien ist raue Sprache Alltag und wird kaum beachtet. In anderen ist sie ein absolutes Tabu, wird streng sanktioniert oder sofort thematisiert. Beide Extreme haben Auswirkungen darauf, wie Kinder auf Beleidigungen reagieren – und wie angreifbar oder handlungsfähig sie später bleiben.


Beleidigungen treffen – oder verlieren ihre Macht

Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem auf jedes Schimpfwort starke emotionale Reaktionen folgen, erleben Beleidigungen oft als etwas Bedrohliches. Schon eine kleine Kränkung kann sie tief treffen. Andere Kinder, die in einem raueren Sprachumfeld groß werden, benutzen Beleidigungen fast beiläufig, ohne die eigentliche Bedeutung dahinter wirklich zu reflektieren. Doch auch das hat seinen Preis: Sie werden oft vorschnell abgestempelt, und in Streitigkeiten wird ihnen schneller die Schuld zugeschoben.


Das Risiko: Verletzlichkeit oder Abstumpfung

Kinder, die jede Beleidigung sehr stark empfinden, riskieren, dass ihre Reaktionen irgendwann nicht mehr ernst genommen werden. Gleichzeitig stumpfen Kinder, die ständig schimpfen, oft innerlich ab und verlieren den Blick dafür, wann Worte wirklich verletzen. Beide Seiten verlieren am Ende an echter Handlungsfreiheit.



Was können wir als Eltern und Bezugspersonen tun?

Für mich in meiner Arbeit ist


entscheidend:
  1. Wissen vermitteln Jedes Schimpfwort, jede Beleidigung ist letztlich eine Herabsetzung – und damit eine Lüge. Kein Kind ist weniger wert als ein anderes. Wer das versteht, kann sich innerlich besser schützen.
  2. Differenzierung lehren Kinder sollten lernen, wann eine klare, gepflegte Sprache angebracht ist – und wann sie sich in Gruppen sprachlich anpassen dürfen, ohne beleidigend zu werden.
  3. Gelassen bleiben Wenn ein Kind im Streit beleidigt, nicht sofort mit Strafe oder Gegenreaktion antworten. Besser: Klar signalisieren, was gerade passiert, und später im Gespräch auf die Wirkung der Worte eingehen.

Kinder haben ein sehr feines Gespür dafür, bei wem sie wie sprechen dürfen. Diese Fähigkeit bewusst zu machen und ihnen zu zeigen, dass kluge, respektvolle Sprache eine Form von Stärke und Selbstbehauptung ist, gehört für mich zu den wichtigsten Aufgaben.



Mein Fazit:

Beleidigungen sind keine harmlosen Nebensächlichkeiten – sie wirken, ob wir wollen oder nicht. Kinder stark zu machen bedeutet nicht, sie in Watte zu packen, sondern ihnen zu zeigen, dass verletzende Worte nichts an ihrem Wert ändern. Wer Beleidigungen als das erkennt, was sie sind – unbegründete Herabsetzungen –, verliert nicht die Kontrolle, sondern bleibt selbstbewusst, klar und handlungsfähig. Und genau darum geht es in der Selbstbehauptung.

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